Ein bisschen echte Nachhaltigkeit aus dem Allgäu
Der Begriff Nachhaltigkeit droht, inflationär verwendet, wertlos zu werden. Zu einem Lobgesang der Marketingmaschinen. 21 Millionen Suchergebnisse bei Google für das Wort „Nachhaltigkeit“ – 150 Millionen für die englische Übersetzung. Wird der Begriff Nachhaltigkeit jedoch für nahezu alles verwendet, ist er irgendwann auch nicht bedeutsamer als „langfristig gut“, vielleicht irgendwie noch zukunftsorientiert. Doch um wirklich „nachhaltig“ zu sein, bedarf es mehr. Hier nimmt das Allgäu eine Vorbildfunktion ein. Wir stellen euch heute Unternehmen aus dem Allgäu vor, die der Bezeichnung würdig sind.
Nachhaltige Unternehmen aus dem Allgäu
ALL ORGANIC TREASURES GmbH
Die AOT GmbH hat ihren Ursprung in den Anfängen der Bio-Bewegung und der Vision, die Welt und die Ernährung natürlicher zu gestalten. Zum Kernsortiment der AOT GmbH gehören Öle, Fette, Proteine und Extrakte. Allein das Ölsortiment von All Organic Treasures beinhaltet über 100 verschiedene Bio Pflanzenöle und reicht von Aprikosenkernöl über Granatapfelöl, Mandelöl, bis hin zu Sesamöl. Die Firma brachte 2004 übrigens als erster deutscher Anbieter Bio Granatapfelkernöl auf den Markt. Der Kontakt zum Lieferanten in der Türkei besteht dabei bis heute. Während des gesamten Prozesses wird akribisch darauf geachtet, dass die Kriterien der biologischen Landwirtschaft und des Handels mit fairen Rohstoffpreisen sichergestellt ist. Außerdem engagiert sich die All Organic Treasures GmbH für die Initiative Biosaatgut Sonnenblumen. Um zu den Hybrid-Sonnenblumen der Saatgutkonzerne eine Alternative zu entwickeln, versuchen 10 Bio – Saatfirmen eine gesunde, biologisch anbaubare Sorte zu züchten: mit hohem Öl- und Fettgehalt und stabiler Pflanzengesundheit.
Breite Unterstützung ist notwendig, um angestrebte Veränderungen wie zum Beispiel die Energiewende durchzuziehen. Umso wichtiger ist es, Vertrauen in den Begriff „nachhaltig“ zurückzugewinnen - dazu gehört auch ein selektierter, sparsamer Gebrauch. Mit Beispielen aus dem Allgäu, die nachhaltig überzeugen. Hoppla. Anfängerfehler.
ALOIS MÜLLER UND DIE GREENFACTORY ALLGÄU
Alois Müller – Spezialist für Anlagenbau, Energie- und Gebäudetechnik und ein leuchtendes Beispiel für die gelebte Energiewende. Die neue Green Factory 2.0 wird das weltweit größte, energie-autarke Produktions- und Bürogebäude und soll ausschließlich über eine 1,1 MW-Photovoltaikanlage mit regenerativer Sonnenenergie betrieben werden. Müller will anderen Industrieunternehmen vorleben, wie sich eine nachhaltige, ressourcenschonende Produktion in der Praxis realisieren lässt. Für viele Unternehmen wird es in Zukunft darum gehen, dezentrale Kraftwärmekopplung und Photovoltaikanlagen miteinander zu kombinieren, damit sie den PV-Strom bestmöglich selbst nutzen können. Das ist die neue Art der Nachhaltigkeit, die sich in den kommenden Jahren in der Industrie durchsetzen wird. Überschüssiger Strom, der in der Green Factory nicht benötigt wird, kann von benachbarten Firmen mitgenutzt oder in das allgemeine Stromnetz eingespeist und vergütet werden. „Wenn jede Fabrik auf der Welt eine Green Factory wäre, hätten wir die Energiewende längst abgeschlossen“, so Müller. Auch beim Thema „Mobilität“ setzt die Alois Müller GmbH auf Nachhaltigkeit. Langfristig soll der komplette Fuhrpark auf E-Autos umgerüstet werden.
BIO HOTEL EGGENSBERGER
Ist „Bio“ wirklich Bio? Jaein. Bei Lebensmitteln ist Bio ein geschützter Begriff, bei allem anderen wird es da schon schwieriger. Ein konsequent durchgeführtes Bio-Hotelkonzept liefert jedoch das Bio Hotel Eggensberger in Füssen. Der Geschäftsführer Herr Eggensberger beantwortet uns hierzu einige Fragen:
Das Biohotel Eggensberger war das erste zertifizierte Biohotel im Allgäu. Wer prüft das und welche Kriterien werden berücksichtigt?
Die Zertifizierung unseres Hotels erfolgt auf zwei Ebenen durch die Bio-Kontrollstelle ABCert. So wird zum einen auf Basis der gesetzlichen Grundlage die Auslobung und Verwendung der Bio-Lebensmittel im gesamten Hotel, sowie die Einhaltung der weiteren Standards der Bio Hotels (wie z. B. biozertifizierte Naturkosmetik) kontrolliert. Zum anderen werden die EHC-Standards (eco-hotels certified) geprüft, die . den CO2 Verbrauch bei der Gästeanreise, den der Mitarbeiter und ganz allgemein den Energieverbrauch unseres Hotels berücksichtigt. Am Ende weiß man, wie viel CO2 pro Gast und pro Nacht anfallen. Hier sind wir bemüht, unsere CO2 Bilanz so niedrig wie möglich zu halten. Das heißt, der Gast schont durch seinen Aufenthalt bei uns die Umwelt, denn hier fällt pro Aufenthaltstag nur etwa ein Drittel der im Durchschnitt zu Hause anfallenden CO²-Menge an.
Wie setzen Sie „Bio“ in ihrem Hotel um?
Bio wird bei uns in allen Bereichen umgesetzt. Unsere Lebensmittel sind selbstverständlich zu 100% Bio und werden zu einem großen Teil aus einem Umkreis von unter 100 km bezogen. Milch, Joghurt und Fleisch kommen dabei sogar direkt vom Bio-Bauernhof meines Bruders. Strom wird selbst erzeugt, unter anderem durch große Solarpaneele am Haus und unser Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk. Außerdem sammeln wir jährlich bis zu 75.000 Liter Regenwasser und besitzen die größte Batterieanlage, die in einem Hotel in Deutschland gebaut wurde. Leider! Leider, weil das einen verhältnismäßig geringen Aufwand ausmacht und sich jedes Hotel damit beschäftigen sollte. Besonders freut uns, dass 29,7% unserer Gäste mit der Bahn anreisen. Das war ein schwieriger Weg, aber heute sind wir stolz darauf.
Aber gerade in’s Allgäu kommen doch viele Leute, um die Natur zu erkunden und Ausflüge zu unternehmen? Ist das ohne eigenes Auto nicht schwierig?
Das stimmt, aber auch da haben wir weiter gedacht.
Wir haben derzeit fünf sonnenstrombetankte Elektro-Autos und vier E-Bikes, die wir den Gästen zur Verfügung stellen. Außerdem habe ich einen Busführerschein und mache mit meinen Gästen Omnibus-Ausflüge zu den schönsten Plätzen im Allgäu.
ELOBAU SENSOR TECHNOLOGY
Produzierendes Gewerbe und Nachhaltigkeit als Wiederspruch? Nicht zwangsläufig. An dieser Stelle sollte unbedingt eine Lanze gebrochen werden – für ein Unternehmen, das wohl deutschlandweit zu den nachhaltigsten produzierenden Firmen zählt. Die Rede ist von der Elobau sensor technology - einer der international führenden Anbieter für berührungslose Sensortechnik. Seit 2010 produziert Elobau klimaneutral und nimmt damit eine Vorreiterrolle ein. Nicht nur für viele produzierenden Mittelständler, sondern auch für den Technologie- und Maschinenbaustandort Deutschland. Wer einen Blick in den Gemeinwohlbericht wirft, der merkt schnell, so viel Transparenz gibt es selten. Kein Detail darf fehlen, denn hier geht es nicht um leere Worte und Floskeln, hier geht es um konkrete Maßnahmen, um Transparenz. Wie aber wird ein produzierendes Unternehmen klimaneutral? Der Weg war erstaunlich kurz, berichtet Geschäftsführer Michael Hetzer: "Im Jahr 2009 haben wir uns die Frage gestellt, was wir angesichts des Klimawandels tun können. So begann unser Weg in die CO2-neutrale Produktion." Die elobau Energie KG wurde gegründet, um alle Maßnahmen zur Energieerzeugung zu bündeln. Die drei großen Strategien sind dabei Effizienzsteigerung, Umstellung auf erneuerbare Energien und der Ausgleich unvermeidbarer Emissionen. Der größte Schritt: elobau kauft ein Solarkraftwerk in Sachsen. Einer der kleineren, aber für die Mitarbeiter relevanten Schritte: Ihnen wird ein Fahrradleasing subventioniert. Mit diesen und vielen weiteren Aktionen gelingt seit 2010 eine ausnahmslos klimaneutrale Produktion.
PRIMAVERA
Für PRIMAVERA LIFE sind seit mehr als 30 Jahren die Liebe zur Natur und der Respekt für Mensch und Umwelt feste Grundsätze in der Unternehmenskultur. Als führender Hersteller und Anbieter von 100 % naturreinen ätherischen Ölen und hochwertiger zertifizierter Bio- & Naturkosmetik bestimmen ökologisches Denken und nachhaltiges Handeln das durchweg „grüne“ Geschäftskonzept. So zählen internationale CSR-Projekte zum festen Bestandteil der Unternehmensphilosophie. Das Traditionsunternehmen mit Sitz in Oy-Mittelberg im Allgäu befolgt ethische Geschäftspraktiken, zahlt Anbaupartnern und Lieferanten faire Preise, unterhält langfristige Beziehungen zu ihnen und unterstützt die Weiterbildungsmöglichkeiten seiner Kooperationspartner. Das Unternehmensgebäude in Oy-Mittelberg steht ganz im Sinne dieser gelebten Nachhaltigkeit. Durch die spezielle Bauart des Unternehmensgebäudes und die Gestaltung des Außengeländes mit 49.000 m² und derzeit ca. 55.000 Kräuter-, Heil- und Duftpflanzen wurde das Ziel einer vollkommenen CO2-Neutralität umgesetzt.
Am Beispiel Bhutan: In den frühen 80er-Jahren hatte Bhutan die Wildsammlung und Ölgewinnung aus Lemongrass als ökologisches Projekt gestartet. 1990 erfuhren die PRIMAVERA-Gründer Ute Leube und Kurt Ludwig Nübling davon und beziehen daher seit 1990 Lemongrassöl aus Buthan. Seit 2012 gibt es ein weiteres Projekt mit PRIMAVERA und Bhutan. "Wir beziehen von dort unsere exklusive Naturseife Lemongrass Ingwer, deren Herstellung den Familien vor Ort neue Einnahmequellen eröffnet. Insbesondere die Frauen werden gestärkt, denn sie bekommen neben fairen Löhnen auch Unabhängigkeit, soziale Sicherheit, und Selbstbewusstsein!"
RAPUNZEL NATURKOST
SONNEN GMBH