From nose to tail in der Direktvermarktung - Zu Besuch bei der Landwirtsfamilie Schreyer
Das haben wir uns auch gefragt und haben einen Betrieb gefunden, der diesen Ansatz auf seine eigene Weise interpretiert. Die Frage ist nämlich: Wie kann man Rinderteile wie Haut oder Pansen verwerten, die der Mensch wirklich nicht isst? Das ist für den Landwirt und auch für den Verbraucher gleichermaßen interessant. Welche Antwort Familie Schreyer dazu gefunden hat – das haben sie uns gezeigt, inklusive Betriebsführung (und natürlich „Kälbchenstreicheln“).
Der Betrieb der Familie Schreyer
Der Betrieb der Familie befindet sich im Gemeindegebiet Stötten am Auerberg im Ostallgäu. Rund 54 ha groß ist die landwirtschaftlich genutzte Fläche. Neben Dauergrünland und Waldfläche gehören auch 27 Streuobst-Bäume zum Hof. 42 Milchkühe und ein Stier, alles Braunvieh, sind das „Herzstück“ des Betriebes.
Nicht nur die Produktion von Milch hat Familie Schreyer im Auge – auch das Thema Direktvermarktung wird groß geschrieben. Aus dem Obst der Streuobstbäume brennen sie Liköre und Brände, Ochsen, Jungrinder und Kälber werden aufgezogen, in Ruderatshofen geschlachtet und ab Hof vermarktet. Dazu gehört seit 2017 auch der from nose to tail – Ansatz, den die Familie sich vorgenommen hat.
From nose to tail – die Idee von Renate Schreyer
Und zwar mit der Produktion von Hundefutter. Ende 2017 wurde die Idee geboren. Renate Schreyer, selbst stolze Hundebesitzerin und gelernte Metzgereifachverkäuferin, missfiel die große Menge an „Abfall“ der z.B. bei der Herstellung von Rinderschinken zustande kam. Sie begann sich intensiv mit den Möglichkeiten der weiteren Verwertung zu befassen, experimentierte viel und feilte eifrig an ihrer Idee, aus den Resten qualitativ hochwertiges, aber auch unbehandeltes Hundefutter herzustellen.
Schließlich schaffte sie sich einen Trockenschrank an – bei bis zu 80 Grad erfolgt hier die Trocknung. Der Vorteil: Neben der Trocknung braucht es nichts, keine Zusätze oder Konversionsstoffe, um das Fleisch haltbar zu machen. Im Schrank trocknen Innereien, Organe und Ochsenschwanz rund 48 h oder länger – und haben am Ende durch die Bioland-Zertifizierung des Betriebes auch automatisch Bio-Status. Aus getrockneter Lunge und Pansen werden heute Hunde-Leckerli, aus den Innereien und Fleischresten wird Hundewurst. Aber auch Ohren, Fell und Hörner sind beim tierischen Endverbraucher hoch im Kurs.
Bio, Nachhaltig und Regional
Die Produkte halten ca. ein halbes Jahr. Die tierischen Konsumenten sind begeistert – und auch die dazugehörigen Herrchen und Frauchen. Bis aus Nürnberg kommen die Nachfragen aktuell – Bio-Qualität, fntt-Nachhaltigkeit und echt Allgäu sind dabei die ausschlaggebenden Argumente. Aber der nachhaltige Ansatz von Frau Schreyer hört beim Produkt selbst natürlich nicht auf. Auch die Verpackungen sind biologisch abbaubar, die Produkte werden selbst etikettiert – als Hundemodel fungierte Schreyers Hündin.
Neben guter Milch, Rinderschinken und Apfelbrand lassen sich auf dem Hof von Familie Schreyer nun auch Leckerli und Co. finden. Dabei hat Frau Schreyer noch viele Ideen – wir sind gespannt!